Bausteine des PPQ Managementsystems

Hilfeplanung, Hilfegestaltung und Evaluation

Personenzentrierung ist die Basis sozialpsychiatrischen Handelns. Sie gibt als Kernprozess die Richtung vor. Alle anderen Prozesse müssen sich dieser Sichtweise unterordnen. Individuelle Hilfeplanung und -gestaltung im Sinn von PPQ orientieren sich konsequent an den PPQ-Leitzielen.

Die Beteiligung der Hilfe suchenden Menschen, ihrer Angehörigen und anderer wichtiger Bezugspersonen am Prozess der Hilfeplanung und -erbringung sowie Evaluation ist selbstverständlich. 

Individuelle Hilfeplanung orientiert sich nicht am Profil bestehender Einrichtungen, sondern daran, was Leistungsberechtigte zur Erreichung ihrer Ziele benötigen. Individuelle Hilfeplanung bedeutet, dass alle relevanten Lebensbereiche in den Blick genommen werden und der konkrete Hilfebedarf unabhängig von den Konzepten einzelner Leistungserbringer oder den Zuständigkeitsregelungen der Leistungsträger beschrieben wird. Individuelle Hilfeplanung geht über die Feststellung des Hilfebedarfs hinaus. Neben den notwendigen Maßnahmen werden die Verantwortlichkeiten für die Erbringung und für die Koordination der Leistung festgelegt. Regelungen für die Dokumentation und Evaluation werden getroffen. 

In der Praxis werden verschiedene Instrumente eingesetzt, die teilweise unterschiedliche Ziele verfolgen. Beispielhaft seien hier der Integrierte Behandlungs- und Rehabilitationsplan (IBRP) und die auf dieser Grundlage weiterentwickelten Verfahren genannt. 

Da individuelle Hilfeplanung nur dann sinnvoll gestaltet werden kann, wenn sie im Kontext der konkreten Bedingungen der Gemeinde gedacht wird, etablieren sich örtliche Hilfeplankonferenzen zur regionalen Steuerung. In ihnen arbeiten Leistungserbringer und -träger gemeinsam an der Verbesserung der Versorgung in der Gemeinde. Die Vereinbarungen zur Zusammenarbeit enthalten auch Regelungen zu datenschutzrechtlichen Fragen. 

Beteiligung der Psychiatrie-Erfahrenen

Die individuelle Perspektive, Bedürfnis- und Bedarfslage von Klientinnen und Klienten/ Psychiatrie-Erfahrenen bzw. Betroffenen – wie auch die Perspektive der Angehörigen – stehen im Mittelpunkt aller Bemühungen des Qualitätsmanagementsystems ProPsychiatrieQualität. 

Dazu gehört eine konsequente Orientierung aller Beratungs-, Behandlungs- und Hilfeprozesse an der Trialog-Kultur, also der kontinuierlichen Beteiligung von Psychiatrie-Erfahrenen und Angehörigen, als Experten aus eigener Erfahrung, auf gleicher Augenhöhe mit allen professionell Helfenden so wie allen ehrenamtlich- bzw. bürgerschaftlich Engagierten. 

Zur Weiterentwicklung der Klientenbeteiligung in der Sozialpsychiatrie wird PPQ-Anwenderinnen und -Anwendern insbesondere die Auseinandersetzung mit folgenden aufeinander aufbauenden Denk- und Handlungsansätzen empfohlen:

  1. Trialog – als grundlegende Kommunikations- und Handlungskultur des PPQ-Systems.
  2. Empowerment – als Ziel, die Selbstbefähigung Psychiatrie-Erfahrener und Angehöriger zu unterstützen und zu fördern.
  3. Recovery – als Erfahrung und Überzeugung, dass Genesung möglich ist und Hoffnung Sinn macht.

Beteiligung der Angehörigen

Ein wesentliches Merkmal von PPQ ist die Wertschätzung der Angehörigen als bedeutsamer Teil des Helfersystems und Partner im Trialog. Daraus leitet sich die selbstverständliche, angemessene Beteiligung von Angehörigen an der Hilfeplanung, -gestaltung und -evaluation ab, bei der Organisation sozialpsychiatrischer Dienste und Einrichtungen sowie bei (kommunal-)politischen Planungs- und Entscheidungsprozessen. Der Grundsatz, Kompetenzen und Bedürfnisse der Angehörigen auf unterschiedlichsten Ebenen einzubeziehen, war Ausgangspunkt für die Formulierung verschiedener Indikatoren der Qualitätsbeurteilung, die in die Strukturierten Qualitätsberichte von PPQ eingegangen sind. 

Anhand von Angehörigengruppen und Angehörigenbefragungen unterschiedlicher Prägung wird gezeigt, wie die Perspektive der Angehörigen im trialogischen Miteinander verankert werden kann. 

Gemeinwesenorientierung

Gemeinwesenorientierung ist ein grundlegender Bestandteil des Alltagshandelns in ambulanten und stationären sozialpsychiatrischen Einrichtungen und Diensten. Es werden verschiedene Konzepte der Gemeinwesenorientierung beschrieben, die sich darin unterscheiden, inwieweit auch politische und gesellschaftliche Veränderungen angestrebt und inwieweit Ressourcen für fallunspezifische Hilfen und Aktivitäten bereitgestellt werden. Gemeinwesenorientierte Konzepte der Sozialpsychiatrie, die nicht in einer »Psychiatrie-Gemeinde« münden sollen, brauchen zusätzlich zur Einzelfallhilfe einen weiteren Arbeitsschwerpunkt, um das Gemeinwesen, in dem Menschen mit psychischen Erkrankungen leben, zu entwickeln und zu unterstützen. Das heißt: Gemeinwesenorientierung darf sich nicht nur auf die bessere Ausstattung mit sozialen Dienstleistungen sowie deren verbesserte Kooperation und Koordination beschränken, sondern sie muss auch weitergehende Aktivitäten umfassen. Diese zielen auf die Verbesserung der Lebensbedingungen durch Veränderung der Strukturen des sozialen Nahraums ab und auf die Stärkung der Betroffenen. Dabei stellt das Spannungsverhältnis, das durch die Integration ausgegrenzter Menschen in das »normale« gesellschaftliche Leben entsteht, einen wichtigen Aspekt der Gemeinwesenarbeit dar. Zwei beispielhafte Modelle werden vorgestellt: Das Programm »Soziale Stadt« und das niederländische »Kwartiermaken«. Dieser Ansatz zeigt, wie ein gesellschaftliches Klima gefördert werden kann, in welchem sich Psychiatrie-Erfahrene mehr einbringen können und in dem mehr Begegnung zwischen Menschen mit und ohne psychiatrische Diagnosen möglich wird. 

Organisationsentwicklung und Projektmanagement

Es werden Ansätze von Organisationsentwicklung beschrieben, die konsequent den Prinzipien von PPQ folgen. Besondere Aufmerksamkeit bekommt dabei die praxisorientierte Darstellung effektiver und effizienter Gestaltung der Arbeitsprozesse in sozialpsychiatrischen Diensten und Einrichtungen, die sich am Kernprozess und damit zwangsläufig an den Nutzerinnen und Nutzern der Dienstleistung ausrichten. Sechs für Veränderungs- oder Entwicklungsvorhaben als zentral geltende Prozesse werden auf PPQ-Implementierungsprojekte hin angewendet: Diagnose- und Zielfindungsprozess, psycho-sozialer Prozess, Informations-, Lern- und Implementierungsprozess. 

Im zweiten Teil des Kapitels werden die Regeln des Projektmanagements auf die bewusste Gestaltung eines systematischen und gesteuerten Qualitätsentwicklungsprozesses übertragen. Dazu gehören Aussagen zur Zielfindung, zu Projektphasen, zur Projektorganisation, zu den Rollen im Projekt, zur Projektüberwachung, -dokumentation und -auswertung sowie zu den Hilfsmitteln für ein erfolgreiches Projektmanagement. Beispielhafte Projektthemen, die im Rahmen der Weiterbildung »Pro Psychiatrie Qualität – Transfer in die Praxis, 5-teilige Weiterbildung (Multiplikatorenschulung) für Führungskräfte, Qualitätsbeauftragte u. Ä. in sozialpsychiatrischen Einrichtungen und Diensten« der Bufa/GFO Nord durchgeführt wurden sowie PPQ-Qualitätsindikatoren zur Organisationsentwicklung beschließen das Kapitel. 

Personalentwicklung als Baustein des Qualitätsmanagements

Die enge Verbindung von Personalentwicklung (PE) mit der Qualitäts- und Organisationsentwicklung einer Einrichtung wird in diesem Kapitel dargestellt.

Eine strategisch ausgerichtete und systematisch durchgeführte Personalentwicklung, welche die Ziele des Unternehmens in größtmögliche Übereinstimmung bringt mit den Zielen der Klientinnen und Klienten, deren Umfeld sowie den Zielen der Mitarbeitenden, trägt maßgeblich zum Erfolg eines Unternehmens bei. 

Besonders berücksichtigt wird dabei die Umsetzung der PE unter PPQ-Gesichtspunkten und den PPQ-Leitzielen. Neben Qualifikation und Motivation der Mitarbeitenden ist die Grundlage ihrer Arbeit eine ethische Haltung, die auf dem humanistisch-christlichen Menschenbild basiert und gelebt wird. 

Achtung der Würde des Einzelnen, Wertschätzung und gegenseitiger Respekt sind Voraussetzungen sowohl für den Umgang mit Mitarbeitenden und Klienten als auch für erfolgreiche Aushandlungsprozesse. Führungskräften eines Unternehmens kommt in der Vermittlung dieser Werte und als Modell eine besondere Bedeutung zu. 

Neben dem Kreislauf der systematischen Personalentwicklung werden Instrumente der Personalentwicklung benannt. Folgende Instrumente werden ausführlicher beschrieben: 

  • Anforderungsanalyse und Anforderungsprofil
  • Strukturiertes Bewerbungsgespräch im Auswahlverfahren
  • Systematische Einarbeitung neuer Mitarbeiter/-innen
  • Mitarbeitergespräch
  • Zielvereinbarung als Steuerungsinstrument

Nachfolgend finden Sie die „Standards der Zusammenarbeit zwischen Einrichtungen und Diensten der psychiatrischen Versorgung in Köln“ als PDF-Datei: 

PDF-Datei, 74 kb

Fragebogen für Mitarbeitende, Betroffene und Angehörige der „Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft Köln“

Fragebogen für Mitarbeiter und BtG-Betreuer
PDF-Datei, 97 kb

Fragebogen für Betroffene und Angehörige
PDF-Datei, 90 kb