Systematischer PPQ-Entwicklungsprozess: die „richtige“ Haltung bestimmt die Auswahl der Implementationswege
Qualität beginnt in den Köpfen der MitarbeiterInnen bei der Entwicklung eines gemeinsamen Qualitätsverständnisses, bei der Reflexion der zurückliegenden Arbeit und bei der Planung und Ausführung der kommenden Aufgaben. Dieser bisher schon alltägliche Ablauf in sozialpsychiatrischen Diensten und Einrichtungen wird mit ProPsychiatrieQualität (PPQ) dauerhaft eingeführt und durch ein internes Qualitätsmanagement kontinuierlich weiterentwickelt. Bei der Einführung von Qualitätsprozessen bestimmt die Haltung der MitarbeiterInnen und die ethische Ausrichtung der Hilfsangebote darüber, mit welchen Methoden und Inhalten die gesetzlichen Vorschriften zur Qualitätssicherung ( SGB V, VI, XI, XII) erfüllt werden. Qualitätszirkel als Basismethode ermöglichen aus der Sicht von ProPsychiatrieQualität (PPQ) sowohl die Beteiligung aller MitarbeiterInnen bei der Entwicklung und Umsetzung interner Qualitätskriterien als auch die ‚trialogische Blickfelderweiterung‘ durch Beteiligung von Psychiatrieerfahrenen und Angehörigen.
Einführung von PPQ
Qualitätsentwicklung über das Gewohnte hinaus systematisch zu betreiben, verlangt die Verabredung einer von der Leitung und den MitarbeiterInnen getragenen internen Struktur von Qualitätszirkeln. Dabei ist zu klären:
- wer (welche Professionen, welche Repräsentanten der Teilbereiche der Einrichtung, welche MitarbeiterInnen von Einrichtungen in einem Verbund)
- aus welchem Anlass (Qualitätspolitik des Dienstes/der Einrichtung und/oder Erwartungen von Gesetzgebern und Leistungsträgern)
- in welcher Form (Dauer und Häufigkeit der Sitzungen des Qualitätszirkels, Moderation, Dokumentation, Berichterstattung)
- mit welcher Verantwortung (Einbeziehung der Leitung und der anderen Teammitglieder)
- mit welcher internen und/oder externen Unterstützung (Beteiligung an PPQ-Fortbildungen, interne oder externe Moderation)
- mit welchem Ziel (ergebnisoffen oder aufgabenorientiert)
- mit welchen zeitlichen Ressourcen (vorrangig im Rahmen der bereits vorhandenen Teamstrukturen oder mit zusätzlichen Zeitkapazitäten)
zur Mitarbeit in einem Qualitätszirkel eingeladen und beauftragt wird.
Bei jedem systematischen QE-Prozess steht die Frage zu Beginn und im weiteren Verlauf, wie die NutzerInnen am Prozess beteiligt werden können und auf welche Weise ihre Anliegen und Bewertungen den QE-Prozess beeinflussen. Sind sie bereits unmittelbar im Qualitätszirkel vertreten, in welcher Form werden die Ergebnisse der Arbeit in den Qualitätszirkeln im Verlauf mit ihnen beraten und/oder werden als Folge der Arbeit des Q-Zirkels Formen der KlientInnenbeteiliung in besonderer Weise gefördert?
Die PPQ-Matrix als Basis des Qualitätszirkels
Je nach der Zielsetzung und den strukturellen Gegebenheiten der Organisation/des Trägers erweisen sich unterschiedliche Vorgehensweisen für die Gestaltung eines Qualitätszirkels als sinnvoll:
- prozessorientierte Herangehensweisen, um ein gemeinsames Qualitätsverständnis innerhalb eines Team oder zwischen kooperierenden Einrichtungen zu erarbeiten
- zielorientierte Vorgehensweisen zur Lösung anstehender Probleme
- Entwicklungsaufgaben. der Einrichtung oder des Gemeindepsychiatrischen Verbundes.
Mit Hilfe der PPQ-Matrix zur leitzielorientierten Entwicklung von Qualitätsindikatoren lassen sich zu allen relevanten Leistungsbereichen eines Dienstes oder einer Einrichtung differenzierte Qualtätsindikatoren orientiert an den ethisch-fachlichen Leitzielen entwickeln. Der Prozess der gemeinsamen Erarbeitung der Indikatoren innerhalb eines dafür beauftragten Qualitätszirkels schafft gleichzeitig ein gemeinsames Grundverständnis bezüglich der Ziele, Grundhaltungen, Methoden und Konzepte sozialpsychiatrischer Arbeit. Auf diese Weise wird eine gemeinsame Kultur und Werteorientierung gefördert.
(siehe auch Seite „PPQ-Qualitätsverständnis„)
Strukturierte Qualitätsberichte
Die erarbeiteten Indikatoren können im weiteren Verlauf zu verbindlichen Standards entwickelt werden. Damit stehen Bewertungsmaßstäbe zur Verfügung, die für eine Einrichtung, für mehrere Einrichtungen einer Region/ eines Verbands oder bundesweit Geltung haben.
Die im Handbuch vorgestellten Strukturierten Qualitätsberichte dienen vergleichbar einer Audit-Checkliste zur Selbst- und Fremdbewertung von Diensten und Einrichtungen. Aus den jährlich von den MitarbeiterInnen durchzuführenden Bewertungen lassen sich Schwerpunkte und Zielvereinbarungen für die künftige Qualitätsentwicklung ableiten. Die Strukturierten Qualitätsberichte sind Grundlage eines zielorientierten Vorgehens, dienen dazu Stärken und Schwächen zu identifizieren und Schwerpunkte zu setzen für den weiteren Prozessverlauf. Selbst- und Fremdbewertungen (z.B. regionale Qualitätsverbünde, Gemeindepsychiatrischer Verbund) unterstützen den kontinuierlichen Veränderungsprozess und knüpfen an die Eigenmotivation und das Gestaltungsinteresse der Beteiligten an.
(siehe auch Seite „Strukturierte Qualitätsberichte„)
Aufbau eines einrichtungsbezogenen Handbuchs
Die durchgeführten Maßnahmen und vorhandenen Instrumente zur Qualitätsentwicklung werden in einem einrichtungsbezogenen Qualitätshandbuch dokumentiert. PPQ sieht dafür eine Gliederung vor, in der alle wichtigen Dokumente, Zielvereinbarungen, Verabredungen, Verfahren und Konzepte gesammelt und systematisiert werden. Damit steht innerhalb des Dienstes/der Einrichtung den MitarbeiterInnen und der Leitung eine umfassende Dokumentation des Qualitätsentwicklungsprozesses und seiner Ergebnisse zur Verfügung, die gleichzeitig die Grundlage des externen Begutachtungsverfahren darstellt.
Die beiliegende Strukturierungshilfe für einen systematischen PPQ-Entwicklungsprozess verbindet die Implementationsschritte mit den ausführlichen Hinweisen im PPQ-Handbuch.
(siehe auch Seite „Aufbau eines einrichtungsbezogenen Handbuches„)